10 Fragen an PropX
In der 5. Folge unserer PropTech-Reihe war Florian Huemer, Co-Founder von PropX, bei uns im Studio zu Gast und konnte uns sehr spannende Einblicke in die Welt der digitalen Zwillinge und Metaverse-Lösungen für die Immobilienbranche eröffnen.
Zu unserer PropTech-Interviewreihe: In der ISUS-Videoreihe „10 Fragen an…“ stellen wir euch verschiedene Start-Ups aus der PropTech-Szene vor. Tokenisierungs- und PropTech-Experte Florian Petrikovics eröffnet dabei mit seinen Fragen spannende Einblicke in die Gründungsgeschichten unserer Gäste.
Hier findest du das gesamte Interview auch als Video.
Florian Petrikovics: Zu Beginn einmal: wer bist du und was macht dein Unternehmen?
Florian Huemer: Danke Florian, für die Einladung, kann ich gern beantworten. Ich bin einer der Co Founder von PropX und wir haben uns vor 2 Jahren mit dem Ziel gegründet, Metaverse Lösungen für den Immobilienbereich anzubieten. Was heißt das konkret? Also wir bauen 3D-Welten von noch nicht gebauten Immobilien oder ganzen Stadtentwicklungsquartieren und können das mittlerweile in einer fotorealistischen Welt darstellen. Diese Welt kann dann einerseits von Immobilienentwicklern dafür genutzt werden sich zu präsentieren vor Stakeholdern, vor Investoren, vor der Öffentlichkeit und andererseits kann es auch dazu genutzt werden, den Pre-Sale-Bereich, also die Vorverkaufsquoten, zu erhöhen, schneller zu verkaufen und damit Zeit zu sparen und vielleicht auch die Verkaufspreise in den schwierigen Zeiten, in denen wir jetzt sind, höher ansetzen zu können durch das, dass hier ein schönes Sales Tool sozusagen zur Verfügung steht.
Wie sind denn die Ideen und die Konzepte für eure Start-Ups entstanden?
Vor fast genau 2 Jahren haben wir uns gegründet und 3 Monate davor ist der Max Zuckerberg mit der Idee ganz groß gekommen – deswegen hat er sich auch von Facebook dann auf Meta umbenannt – Metaverses zu bauen. Wir haben gesagt, warum bauen wir nicht Metaverses für den Immobilienbereich und sind vor 2 Jahren wirklich sozusagen ganz stark in die Materie eingestiegen und haben uns sehr fokussiert auf den Metaverse-Real-Estate-Bereich und wir sind jetzt eben so weit, dass wir schon ein großes Stadtentwicklungsquartier gebaut haben. Nicht in Europa, aber dafür in den GCC countries, also in Saudi-Arabien einerseits und in Dubai. Diese Länder sind sehr stark vorneweg, wollen die neueste Technologie anwenden und wollen sie präsentieren und definieren sich auch sehr stark über Early-Adopter-Image, sozusagen was es am Markt hergibt. Deswegen sind wir jetzt vornehmlich dort, aber wir hoffen jetzt, dass wir die Deutschlandreise beginnen können, nämlich die Expansion nach Deutschland.
Welche Vorteile bringt euer Unternehmen euren Kund:innen?
Wir haben immer 3 Vorteile, wenn unser Kunde der Immobilienentwickler ist und nicht das Architekturbüro oder der Stadtplaner. Sein Projekt wird eben in einer 3D-Welt dargestellt und wir wissen von unseren bisherigen Kunden, was ihnen das bringt. Die konnten ihren Salescycle beispielsweise von 180 Tagen auf knapp über 100 Tage verkürzt. Wir wissen in Österreich, Deutschland und der Schweiz hast du im Durchschnitt einen Kaufentscheidungsprozess, der dauert 6 Monate und wir können den um mehr als ein Drittel mit unserer Lösung verkürzen. Wir wissen, dass die Verkaufspreise bei einem unserer Kunden im Durchschnitt um 12% angestiegen sind. Was nicht wenig ist, klingt vielleicht wenig, 12% ist sehr viel und letztlich auch die Vorabverkaufsquoten um circa 25% gestiegen sind, was auch notwendig ist, da du ein Projekt ohne ausreichender Vorabverkaufsquote nicht realisieren kannst.
Das stimmt auf jeden Fall.
Was waren bisher eure größten Herausforderungen bei eurer Tätigkeit?
Also die größten Herausforderungen bei unserer Tätigkeit waren ganz klar, dass wir gut vermitteln wollen, was wir tun und welchen Mehrwert unser Produkt bringt. Das war am Anfang schwierig zu vermitteln, weil es komplett neu war. Also wir hatten immer Termine, wo man uns gefragt hat, ob wir Renderings oder so statische, virtuelle Touren machen. Ja, das machen wir auch, klar, wir sind da sozusagen ganz am Anfang, auch mit diesen 3D-Services weggestartet, haben dann aber gesehen, dass – jetzt wieder durch die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz – du mittlerweile hunderte Renderings machen kannst zu de facto keinen Kosten. Das heißt, dieses Business, dieses Microservices-Business, das man jetzt noch kennt und noch immer ca. 95% des Marktes zumindest in Europa dominiert, das wird in 2 bis 3 Jahren tot sein, im Sinne keine Marge mehr, weil AI dir das Rendering selbständig macht. Es gibt schon jetzt Apps wie Modelo, da nimmst du dein 3D-Modell, dein BIM-Modell, dein IFC Modell, dein FBX-Modell her und lädst verschiedene Fotos hoch und die Textur der Fotos wird automatisch in dein 3D-Modell übernommen. Das heißt du hast nicht mehr das Thema, dass du sagst du bekommst 5 Renderings um á 300€ sondern du bekommst 100 Renderings um 100€ und damit ist dieses Business langfristig kein lukratives mehr, wenn du nicht in der AI-Lösung voll integriert bist. Deswegen war es der Punkt, dass du super schnell pivotieren musst, das Business Modell umstellen, weil sonst bist du hinten weg und das Problem, dass du oft auch noch hast ist, dass große Konzerne irgendwann einmal die 3D-Services for free anbieten werden. Also Google 3D Tiles, Google Maps – get it for free. Also auch da musst du aufpassen, dass du nicht deine Liquidität und deinen Cashflow in einen Bereich investierst, wo du dann nachher Gefahr läufst, dass es Google, Facebook oder andere kostenlos anbieten.
Wie empfindest du die PropTech-Szene im Allgemeinen in Europa?
Die PropTech-Szene ist eine sehr lebhafte. Nach circa 2 Jahren kennt man schon sehr viele Akteure, muss man echt sagen, weil die PropTech-Szene jetzt nicht so groß ist, im Vergleich vielleicht zu anderen Branchen. Deswegen kennst du relativ schnell sehr viele, was angenehm ist und die anderen wissen meistens schon, was du machst. Das ist halt so, wenn man eine kleinere Community ist.
Als Steuerberater muss ich jetzt fragen, nach welchem Zeitpunkt der Unternehmensgründung oder in eurer Unternehmenstätigkeit ist euch klar geworden, dass ihr zwingend einen Steuerberater braucht?
Das ist uns im Rahmen der ersten Finanzierungsrunde, die jetzt auch noch stattfindet, klar geworden. Da haben sich erstmal viele steuerliche Fragen gestellt. Im Rahmen der Unternehmensgründung haben wir klassische Unternehmensgründung gemacht mit unserem Notar. Da waren jetzt noch nicht die Spezialfragen da, die sich dann im Zuge von der Geschäftsentwicklung ergeben. Jetzt im Rahmen der Finanzierungsrunde brauchst du das auf jeden Fall, damit du da nicht Gefahr läufst, irgendwelche Dinge zu vergessen, die dir später auf den Kopf fallen.
Jetzt haben wir schon viel über die große weite Welt geredet. Was wäre denn dein Wunsch an den Gesetzgeber um Start-Ups in Österreich oder Europa das Leben zu erleichtern?
Ansätze gibt es ja schon, steuerbefreite Beteiligungsansätze beispielsweise bei Start-Ups bis zu einer bestimmten Gründungsphase. Das würde ich sofort unterstützen und glaube, dass es auch notwendig ist. Der Punkt ist nicht immer, dass du ein schlechtes Produkt hast, weil du nachher dann vielleicht insolvent gehst. Der Punkt ist immer, dass du eine gewisse Burnrate hast und vielleicht auch die Zwischenfinanzierungen nicht so passen, dass die Liquidität nicht immer gleich da ist. Ich sehe dort den Punkt. Das heißt, wenn es für Finanzierungslösungen, für Zwischenfinanzierungslösungen auch die eine oder andere gesetzliche Vergünstigung gibt, sage ich jetzt mal, wäre das auch gut. Den Klassiker, den wir ohnehin kennen ist – ich wäre ich trotzdem dafür, auch wenn es immer Gegenstimmen gibt – dass man vielleicht so wie du das auch mit der Limited in UK machen kannst, einfach 1€ einbezahlst und damit deine GmbH-Gründung vollziehen kannst. Der Klassiker der Forderungen.
Ein bisschen ist ja der Gesetzgeber jetzt entgegen gekommen mit einer flexiblen Kapitalgesellschaft, aber 5000€ sind es immer noch die man zahlen muss, aber wir nähern uns.
Gibt es etwas, was du rückblickend anders machen würdest bei der Unternehmensgründung oder bisher in eurer Unternehmensgeschichte?
Das Wichtigste als Startup ist es, dass du schnell exekutieren kannst. Du musst sehr schnell agieren können, sehr schnell reagieren können und wenn du sehr schnell reagierst, dann sind meistens manche Dinge nicht ganz klar ausgemacht. Das heißt vielleicht rückblickend, je mehr du dir am Anfang mit deinen Co Foundern ausmachst desto besser, weil man dann nachher vielleicht gewisse Streitigkeiten vermeidet, wobei Diskussionen und unterschiedliche Meinungen gehören bei einem Start-Up dazu, wenn es die nicht gäbe, würde es wahrscheinlich sehr viele große Unternehmen nicht geben. Also fruchtbare Diskussionen brauchst du in ein Start-Up sowieso, aber natürlich, wenn es dann schon eine Vereinbarung dazu gäbe, weil schon vorgesorgt wurde, dann ist das gut und da würde ich vielleicht sagen – rückblickend gesehen – wenn die Zeit da ist, macht so viel aus wie möglich, spielt vielleicht auch hypothetische Situationen durch. Das wäre vielleicht ein Ratschlag von mir an andere Founder.
Das ist jedenfalls ein guter Ratschlag, sich vorneweg zu überlegen, was alles sein könnte und welche Sachen man davon vorher schon klären möchte.
Du hast mir vorher schon erzählt, ihr habt eine Roadshow in Hongkong gehabt. Welche Neuigkeiten gibt es denn abseits der arabischen Welt?
Hongkong war super interessant, im Rahmen des „Global Incubator Networks“ waren wir dort eingeladen, als eines von 5 Start-Ups Österreich dort zu präsentieren, im Bereich Metaverse Lösungen, im Bereich digitale Zwillinge und wir waren wirklich zum richtigen Zeitpunkt dort, muss man echt sagen, weil die haben vor 3 Monaten ein Digital-Twin-Programm aufgelegt, wo sie jetzt Milliarden an Dollar von Government Funding von Hongkong realisieren wollen.
Was machen Sie? Sie wollen eine komplette Vernetzung, einen kompletten digitalen Zwilling auf Stadtebene von Hongkong bauen, sie nennen es Digital Twin Hub und dort soll alles zusammengeführt und vernetzt werden, in einer 3D-Welt abgebildet werden. Hongkong ist sicherlich neben Singapur das, wo man hin muss, wenn du sagst 3D-Technologie, Metaverse-Technologie und digitale Zwillingstechnologie. Das sind die Hubs wo du hingehen solltest, wenn du ein Start-Up in dem Bereich bist. Ansonsten ist es GCC, also Saudi-Arabien, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, Oman und ich hoffe, dass Europa jetzt auch draufkommt, dass das eine Technologie ist, die neben AI – aus meiner Sicht zumindest – das ist wo, wie man so schön sagt, „die Musi spielen wird“. Wir sind aus Europa ein bisschen hinten, ich denke aber jetzt, dass da ein gewisser Prozess stattgefunden hat, dass wir auch als Europa in dem Bereich investieren sollten und nicht nur AI das große, bestimmende Thema ist, sondern auch digitale Zwillinge und Metaverse-Technologie für Stadtplaner und Immobilienentwickler.
Vor allem wenn man schon namhafte Start-Ups in dem Bereich haben sollte man sie auch nutzen.
Nun zu meiner Lieblingsfrage aus unserer Interviewreihe. Mit wem würdest du dich gerne mal auf einen Kaffee oder ein Bier oder ein Glas Wein treffen?
Es ist vielleicht irgendwie die klassische Antwort, aber Elon Musk würde mir da schon taugen. Ich mein Elon Musk, man muss sich vorstellen, ist 48 Jahre alt und hat es geschafft, wirklich Unternehmen zu gründen a la SpaceX zum Beispiel oder Tesla, die Marktführer in ihrem Bereich oder sogar konkurrenzlos sind. Elon Musk war in 2008/2009 schon fast einmal soweit, dass er Privatkonkurs angemeldet hätte, sagen wir so wie man es Österreich nennt, und er hat es dann trotzdem geschafft mit einem NASA-Auftrag bei SpaceX und dieser eine Auftrag hat ihn dann sozusagen die anderen Kunden gebracht, weil man dann erstmals gesehen hat, wie gut sozusagen SpaceX in seinem Bereich ist. Elon Musk ist ein Visionär, denkt sehr global und hat globale Lösungen für manche Probleme, sei es jetzt ESG und nicht nur andere Technologie-Lösungen, die dann sozusagen die Menschheit betrifft. Er spricht auch immer sehr offen in den Interviews, finde ich, was man seltener hört und darum wäre Elon Musk natürlich ein Highlight.
Er hätte auf jeden Fall viel zu erzählen.
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Autor
Florian Petrikovics
Experte für Tokenisierung & PropTech
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+43 1 588 35 573